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Architekt: Einfamilienhäuser sind sexistisch und ein bisschen Nazi

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Wie aufgeheizt die politische Stimmung in Deutschland ist, zeigt diese Stilblüte: Ein junger Professor aus München versteigt sich in einem Interview mit einer großen deutschen Tageszeitung zu abseitigen Aussagen.

Das bundesdeutsche Einfamilienhaus ist sexistisch und von nationalsozialistischer Ideologie geprägt, behauptet der Architektur-Wissenschaftler Jan Engelke von der TU München in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Er forscht und lehrt am Lehrstuhl für Urban Design. Seine steilen Thesen zeigen, dass kein Bereich des Lebens mehr von Politisierung verschont bleibt.

Engelke kritisiert in dem Interview das Einfamilienhaus scharf. Es sei „Kern der bundesdeutschen Wohnideologie“. In den 1950er-Jahren sei es zum „obersten Ziel des sozialen Wohnungsbaus“ erklärt worden. Und zwar um „breite Kreise der Bevölkerung mit dem Grund und Boden“ zu verbinden. Das zweite Wohnungsbaugesetz von 1955 erinnert Engelke „ein bisschen an die ,Blut-und-Boden‘-Ideologie der Nationalsozialisten“.

Anreiz zum Kinderkriegen

Für den Professor ist das Einfamilienhaus ein „Instrument der Familienpolitik“. Denn es „sollte ein heteronormatives, patriarchales Familienideal fördern und die Leute bewegen, mehr Kinder zu kriegen“. Für den Architekten ist aufgrund der Grundrisse und Zimmerplanung des Einfamilienhauses der Nachkriegszeit klar, dass das Einfamilienhaus „eine sexistische Wohnform“ ist.

Für den Architekten ist zudem eindeutig, dass es politische Ziele mit dem Einfamilienhaus gegeben hat. Nämlich die Leute „durch privates Eigentum gegen kommunistische Ideen“ zu impfen. Dass er selbst frei von politischen Bewegunggründen ist, ist anhand seiner Wort-Wahl nicht anzunehmen.

Alte Menschen sollten ausziehen

Für Engelke ist es ein Dorn im Auge, dass „zig Millionen Zimmer in diesem Land“ leer stehen, zum Beispiel weil Kinder erwachsen werden und ausziehen. Das sei „grotesk angesichts der Wohnungskrise“. Besser wäre es seiner Ansicht nach, wenn mehrere alte Menschen (zum Beispiel Nachbarn einer Wohnsiedlung) zusammen in ein Haus ziehen. Der frei werdende Wohnraum kann dann neu vergeben werden. Die radikale Forderung des Architekten: „Wir dürfen kein einziges Haus mehr bauen, schon gar kein Einfamilienhaus“.

Reaktion aus der Politik

Der wohnungspolitische Sprecher der FDP Daniel Föst reagierte gegenüber der BILD-Zeitung: „Den Lebenstraum eines Großteils unserer Bevölkerung zu diffamieren, ist nicht nur völlig daneben, sondern zeugt von einer völligen Entkopplung von den Wünschen und Bedürfnissen der Menschen in unserem Land. Statt abgehobener Debatten aus dem Elfenbeinturm sollten wir uns darauf konzentrieren, diesen Traum für möglichst viele Menschen zu ermöglichen.“